Eben habe ich einen Artikel über eine interessante Biografie entdeckt: „Fifty years ago I travelled the world on a motorbike – here’s what it taught me“, auf gut Deutsch „Vor fünfzig Jahren bin ich mit dem Motorrad um die Welt gereist – das habe ich dabei gelernt“.
In dem Artikel erzählt Ted Simon, wie er im Alter von 42 Jahren den Motorradführerschein gemacht hat, um dann im Herbst 1973 loszufahren:
Zuerst sollte es in den Süden gehen bis zur Südspitze Afrikas (hier ist wohl auch das Bild vor den Pyramiden entstanden), dann mit dem Schiff nach Südamerika und hinauf in die USA, anschließend stand Australien, Asien und Indien auf dem Reiseplan, um am Ende über den Nahen Osten und durch Europa wieder nach England zurückzukehren.
Wie lange die Reise dauern sollte – Ted Simon hatte keine Ahnung.
Eine vier Jahre lange Reise fürs Leben
Am Ende war er vier Jahre lang unterwegs und hatte für sein noch folgendes Leben unglaublich viel erlebt und auch gelernt. Unter anderem, auf das Glück zu vertrauen. So hatte er einmal eine Panne in Indien, nichts ging, also setzte er sich in innerer Ruhe an den Straßenrand und wartete auf Rettung – und diese kam auch. Aus Erlebnissen dieser Art hatte gelernt, eine Zuversicht und Gelassenheit zu entwickeln, die ihm im restlichen Leben weiterhalf.
Ted Simon erzählt, dass auch das Schreiben des Buches für ihn eine Herausforderung war, weil er am Anfang die Worte nicht finden konnte. Für ihn war dann Hemingways Buch Ein bewegliches Fest die Rettung:
„Er (also Hemingway) rät, sich an einen wahren Moment zu klammern, einen Moment, den man mit Worten zum Leben erwecken kann. Das habe ich getan, als ich eine Szene über einen Mann schrieb, den ich in den peruanischen Anden traf. Ich schrieb einen wahren Satz, dann noch einen, und noch einen, und bald war ich fertig.“
Nochmals auf den Spuren der Reise
Nicht ganz 30 Jahre später im Jahr 2001, da war Ted Simon also schon 70 Jahre alt, beschloss er, die Reise auf der alten Route noch einmal zu machen. Man sagte ihm, er wäre verrückt, in diesem Alter nochmal diese Reise zu unternehmen. Aber Ted Simon ließ sich nicht abhalten, es gab noch so viele Erinnerungen von der früheren Reise, nun wollte er schauen, ob oder wie sich die Dinge in der Zwischenzeit verändert hätten. Aus seiner Sicht ist es eine journalistische Reise geworden, weil es darum ging, alles noch einmal genau aufzuspüren. In Zeiten von Google & Co., so sein Eindruck, ist man nie wirklich auf sich allein gestellt, man kann gar nicht mehr verloren gehen, sich verirren, wie es früher einmal möglich war. In der modernen Medienwelt stellt sich kaum noch das Gefühl ein, allein für sich zu sein, angewiesen auf eigene Fähigkeiten und das Glück, auf Menschen zu treffen, die einem helfen. Wie beispielsweise als der in den Bergen Boliviens mit einem Getriebeschaden liegenblieb. Wie zuvor vertraute er auf eine glückliche Fügung und diese kam in Form eines Tanklasters. Nun konnte das Motorrad nicht auf den Tanklaster drauf, also blieb als einzige Möglichkeit, sich per Abschleppseil ziehen zu lassen. Wie er erzählt, war das die furchterfüllendste Motorradtour seines Lebens, eine Stunde lang gezogen zu werden und ständig aufzupassen, das Motorrad richtig auszubalancieren.
Sein Fazit danach? Es war zu erwarten, dass sich die Welt verändert hat, aber er war erstaunt zu sehen, wie stark diese Veränderung doch geworden war. Denn auf dieser Reise waren Überbevölkerung und Umweltverschmutzung deutlich sichtbar geworden. Aber: „es geschahen auch wunderbare Dinge“. Im Rückblick sagt er, da wäre wenig Optimismus, was die Menschheit insgesamt angeht. Aber nicht, was einzelne Menschen angeht: so hat er auch auf der zweiten Weltreise sehr viel Hilfe und Unterstützung bekommen, vor allem wenn er den Helm abnahm und die Leute seine grauen Haare entdeckten.
Das Schlusswort in dem Artikel lautet: „The journey doesn’t stop, even if I do“ – die Reise endet nicht, selbst wenn ich es tue. Wer den Artikel im Original lesen möchte: Hier geht es zu „Fifty years ago I travelled the world on a motorbike“ …