Mein Weg zur Biografiearbeit

Wer das Biografieschreib-Buch gelesen hat, der weiß, dass es meine eigene Familiengeschichte war, die mich zum Biografiearbeit gebracht hat. Ich bin in einem 3-Generationen-Haus großgeworden, zeitweise lebte die Tante meiner Oma noch bei uns, also war sogar noch eine vierte Generation mit im Haus. Ich hatte viel Kontakt mit meinen Großeltern und habe sie sehr geliebt. Als sie hilfs- und pflegebedürftig wurden, war es eine Selbstverständlichkeit, dass wir uns um sie gekümmert haben, teils auch mit Hilfe eines Pflegedienstes. Irgendwann in hohem Alter sind sie gestorben. Es war schmerzlich für mich, aber sie waren sehr alt und wollten auch gar nicht mehr, das war mein Trost.

Einige Jahre später ist mir jedoch aufgefallen, dass ich viel von dem, was sie mir als Kind oder in meiner Jugend erzählt haben, gar nicht mehr wusste. Ich hatte mir als Kind die alten Geschichten angehört, fand das auch faszinierend oder spannend oder amüsant, aber in meinem Gedächtnis waren (wenn überhaupt) nur noch einzelne Episoden und Bruchstücke vorhanden. Dabei ist mir bewusst geworden, dass auch Informationen verloren gegangen sind, die im Nachhinein wichtig gewesen wären.

Als weiteres Erlebnis kam hinzu, dass ich in Kontakt gekommen bin mit einem entfernten Verwandten meines Großvaters, die zwei hatten den gleichen Urgroßvater. Und dieser entfernte Verwandte hatte schon vor vielen Jahren angefangen, die Familiengeschichte zu erforschen, er hat akribisch die Kirchenbücher in dieser pfälzer Kleinstadt durchforstet, hat in der Stadtchronik gestöbert und sehr viel zusammentragen können.

Dieser Urgroßvater meines Opas (also mein Urururgroßvater) hatte von ca. 1770 bis 1832 gelebt, in den Kirchenbüchern ist zu sehen, dass er geheiratet hatte, zuerst wurden drei Töchter geboren, dann drei Söhne. Die Töchter sind alle noch im Kindesalter gestorben, nur die drei Söhne erreichten das Erwachsenenalter, sie heirateten und bekamen selbst Kinder und so setzte sich die Linie fort. Die Informationen über diese Familie sind sonst sehr spärlich, aber eine Sache erwies sich als rätselhaft: Im Jahr 1816 ist in den Unterlagen der Stadt eine Entscheidung des Urgroßvaters meines Großvaters genannt, die dann doch nie umgesetzt worden ist. Für mich war das ein Rätsel und mir wurde deutlich, dass es auf ewig ein Rätsel bleiben wird – weil es nämlich nirgendwo eine Biografie gab, wo dieser Urgroßvater seine Entscheidung erklärt und begründet hätte.

So kam es, dass ich aufgrund der Rätsel und Bruchstücke in der eigenen Familiengeschichte auf den Gedanken kam, dass es eigentlich wichtig wäre, die eigene Biografie zu hinterlassen – damit die Generationen, die später kommen, nachvollziehen können, welche Beziehungen es gab, welche Erlebnisse kamen, welche Entscheidungen getroffen wurden und wie sich alles weiterentwickelt hat.

Als mir die Bedeutung einer Biografie bewusst geworden ist, habe ich mir einige Bücher zum Biografieschreiben gekauft, aber ich habe keines gefunden, mit dem ich wirklich zufrieden war. Aus dieser Erfahrung habe ich dann selbst ein Buch zum Biografieschreiben entwickelt und selbst publiziert.

Aus Rückmeldungen von Lesern weiß ich, dass viele es gut einsetzen konnten für die eigene Biografie. Es kamen aber auch Rückmeldungen, ob ich nicht auch Seminare anbieten könnte. Diesen Wunsch will ich nun aufgreifen und vor allem kleinere Schreibrunden im Raum Rheinhessen/Pfalz anbieten. Hin und wieder will ich aber auch ein Wochenend-Schreibseminar an wechselnden Ortschaften im süd(west)deutschen Raum (und evtl. auch darüber hinaus) anbieten. Ich hoffe sehr, dass ich auf diese Weise dazu beitragen kann, dass mehr Familiengeschichten und auch eigene biografische Geschichten für die Nachwelt erhalten bleiben.

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